Autor: Hubert Michelis
Format: Taschenbuch, E-Book
Seitenanzahl: 194 Seiten
Verlag: Spica Verlag GmbH
Auflage: 1 (September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3943168815
Altersempfehlung: Ab 14 Jahre, Erwachsene
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Klappentext:
Acht Einzelschicksale mitten aus dem Leben.
Manchmal tragisch, oft voller Komik und nie ohne beißende Ironie erzählt Hubert Michelis in seinen Kurzgeschichten von Schicksalen, Sehnsüchten und Selbstvorwürfen.
Mit einem Hauch philosophischer Weisheit nimmt er den Leser mit auf die Reise eines angesehenen Unternehmers, der den sozialen Abstieg erlebt; eines jungen Mädchens, das sich aus der Drogensucht befreit; eines Malers, der in Frankreich seiner großen Liebe begegnet u.v.m.
Der Leser wird mit den Protagonisten und Figuren weinen und lachen, verzweifeln und triumphieren.
Entdecken Sie acht existenzielle Geschichten, wie sie nur das Leben selbst zu erzählen vermag.
Über den Autor Hubert Michelis:
Hubert Michelis wurde 1958 im rheinischen Düren als Sohn eines Bergbauingenieurs geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie und Katholische Theologie in Bonn und wurde Mitglied des Franziskanerordens.
Mitarbeit in Indien bei Mutter Theresa. Von Ende 85-87 als Missionar in China (Hongkong und Taiwan). Nach dem Kennenlernen seiner späteren Frau Verlassen des Klosters und seit 1988 berufliche Neuorientierung. Hubert Michelis ist seit 1989 verheiratet und hat drei Kinder.
Seit 1990 lebt der ehemalige Priester bei Frankfurt am Main, wo er über zwanzig Jahre als Bankangestellter bei zwei asiatischen Banken tätigt war. Heute ist Michelis Freiberufler und widmet sich ganz der Schriftstellerei und Landschaftsmalerei.
Rezension zum Buch "8 verhängnisvolle Kurz(e)geschichten":
Nein, dies sind keine Kurzgeschichten im üblichen Sinn. Auch werden Leser, die, verführt durch das Buchcover, reißerische Geschichten erwarten, wahrscheinlich enttäuscht sein. All jene aber, die sich auf die ausführlichen Gedankengänge des Autors einlassen, werden ihre Freude an diesem Büchlein haben.
H.Michelis philosophiert über Themen wie den Sinn der Arbeit, Freiheit und Selbstbestimmung, übt Kritik an der menschlichen Gier, dem rücksichtslosen Streben nach Wachstum und Wohlstand. Seine Protagonisten schickt er auf die Suche nach dem inneren Frieden, dem Sinn des Lebens.
Die Bandbreite der Themen ist enorm. Da gibt es den verzweifelten Vater, dessen Tochter ihr Leben an die Drogen zu verlieren scheint, die berührende, tragische Geschichte eines durch die täglichen verbalen Giftpfeile seiner Frau in den Selbstmord getriebenen Mannes, die bittere Erkenntnis eines Protagonisten, wie wenig finanzielle Unabhängigkeit allein glücklich macht.
Der Leser taucht ein in das Leben und die Gedanken eines Obdachlosen, erfährt viel über die Probleme eines Jugendlichen im Internat, liest von der Liebe eines Beamten zu seiner vom Vater geerbten Aktentasche. Herrlich, weil voller Ironie, erweist sich die absolut sinnentleerte Unterhaltung eines alten Ehepaares, einfach um noch ein Mindestmass an Gemeinsamkeit zu erreichen.
Lesenswert!
Quelle: Rezension von Regina Weber bei Amazon >>>
Leseprobe aus dem Buch "8 verhängnisvolle Kurz(e)geschichten":
OBDACHLOS - Über den sozialen Abstieg eines stadtbekannten Unternehmers
Er hatte in einer der Holzhütten der Schrebergärten übernachtet, von der er die Besitzer kannte. Meist gehörten sie älteren Leuten, die ihm gut sein wollten. Sie kannten ihn schon seit Jahren, denn er war ein alteingesessener Bürger ihrer Stadt.
Inzwischen aber wussten nur noch wenige von ihm, und meist waren es auch die älteren Bürger dieses Städtchens, die sich an ihn aus früherer Zeit noch erinnerten. Sie nannten ihn „Kalle“, und einige von ihnen hatten vor Jahren mit ihm auch Geschäfte gemacht, große Geschäfte sogar.
Aber selbst diese Leute, vermutlich, weil sie um seine schwierigen Umstände wussten, interessierten sich zunehmend weniger für ihn, und eigentlich war seine bloße Existenz ihnen längst unangenehm und manchmal sogar ein Dom im Auge.
Und so wollte kaum noch wirklich jemand wissen, wie es um ihn stand, denn den Menschen erscheint es gewöhnlich lästig und geradezu überflüssig, nach jemandem zu fragen, der sein Prestige eingebüßt oder Geld verloren hat. Er hatte an beidem verloren, sogar beträchtlich, und er war zur völligen Bedeutungslosigkeit herabgesunken, und irgendwann würde die Zeit selbst dafür sorgen, dass man einen Menschen vergisst, auch wenn er immer noch unter den Lebenden weilte.
Einst hatte er in dieser Stadt ein herrliches Anwesen besessen, auf dem er residiert hatte wie ein Fürst. Aber er hatte es verloren, es gehörte ihm nichts mehr und inzwischen war er bettelarm. Ja, er war tief gefallen und zu einem obdachlosen Bettler herabgesunken!
Gelegentlich sprach man aber doch noch über ihn und seine mitleiderregenden Umstände. Aber es geschah immer in einem mehr oder weniger unbeteiligten Plauderton, wenn man über ihn sprach, fast so, als würde man, wenn man dabei gestanden hätte, weinen müssen, aber niemand weinte wirklich um ihn, und niemand machte sich ernsthaft um ihn irgendwelche Gedanken oder Sorgen. Denn wer sorgt sich schon wirklich um einen anderen Menschen, zumal, wenn aus diesem ein heruntergekommener Armer und Obdachloser geworden ist?
Diejenigen, die über Geld und Einfluss verfügten, bagatellisierten die ganze Geschichte, die Kalle widerfahren war, zu einem „selbst verschuldeten Missgeschick“ oder zu einer „Anhäufung von Pech“, als versuchten sie damit, sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen. Andere bemitleideten diesen Mann mehr oder weniger nur, um eine Unterhaltung zu haben, denn er gab immer ein dankbares Gesprächsthema ab in dieser Kleinstadt, in der ansonsten nicht sonderlich viel passierte ...
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Unsere Empfehlung:
In seinem außergewöhnlichen Novellenband unter dem Titel "8 verhängnisvolle Kurz(e)geschichten" hinterfragt Hubert Michelis einige wesentliche Triebkräfte menschlicher Existenz, wie Streben nach Wachstum und Wohlstand, Freiheit und Selbstbestimmung, Gier, Verlangen nach Macht und Sinngebung durch Arbeit. Seine Protagonisten sind rastlose Wanderer auf der Suche nach innerem Frieden und erstrebenswerten Lebenszielen.
Wie so oft in Michelis Werken stehen die Individuen auch hier an wesentlichen Weichenstellungen ihrer Existenz. Die persönlichen Schicksale sind untrennbar mit dem gesellschaftspolitischen Umfeld verbunden, weshalb die Erzählungen sehr gute analytische Einblicke in häufig geteilte Wertehaltungen unserer mitteleuropäischen Kulturen gewähren.
Eine absolut empfehlenswerte Lektüre, die ihre Leser/innen nachhaltig beeindruckt, aber auch zum (selbst)prüfenden und vergleichenden Nachdenken anregt.
