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Populismus für Anfänger: Anleitung zur Volksverführung

Walter Ötsch & Nina Horaczek: "Populismus für Anfänger: Anleitung zur Volksverführung"Autor/innen: Walter Ötsch & Nina Horaczek
Format: Taschenbuch, E-Book
Verlag:
Westend
Seitenanzahl: 256
Auflage: 1 (August 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN:
978-3864891960

Altersempfehlung: ab 14 Jahre, Erwachsene

Website von Walter Ötsch
 

 

 

 

 


Klappentext:

Frankreich, Holland, Deutschland, Österreich – die Populisten scheinen in Europa unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Und alle anderen agieren, als gäbe es keine Strategien gegen die rechten Volksverführer.

Dabei besitzen Rechtspopulisten einen einfachen Kern, nämlich das selbstgestrickte Bild einer gespaltenen Gesellschaft: Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN. Dieses Bild erklärt die Sprache, die Taktiken, die innere Organisation und die Eskalationsdynamiken der Rechtspopulisten auf ungemein klare Art.

Der Kommunikationsexperte Walter Ötsch und die Journalistin Nina Horaczek zeigen in dieser »Anleitung zur Volksverführung« als fiktive Coaches, wie man erfolgreicher Populist wird. So entlarven sie klug und unterhaltsam die Tricks und Täuschungsmanöver der Demagogen und entschlüsseln ihre Codes – und Sie erfahren, was Sie selbst gegen rechte Endzeitpropheten tun können.

Über den Autor Walter Otto Ötsch:

Walter Otto Ötsch (Autor)Walter Otto Ötsch (geb. 21. Mai 1950) ist ein österreichischer Ökonom und Kulturwissenschaftler.

Nach seinem Studium an der Hochschule für Welthandel Wien und der Universität Linz und seiner Dissertation 1980 habilitierte er sich 1990 mit einer Arbeit über "Das Sraffa-Paradoxon".

Als Hochschullehrer der JKU (Johannes Kepler Universität Linz) gründete und leitet er das gesamtuniversitäre Zentrum für soziale und interkulturelle Kompetenz sowie das (Forschungs-)Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft. Letzteres strebt interdisziplinäre Forschung im Sinne einer multiparadigmatischen Ökonomik an und will sich auch in gesellschaftspolitisch relevante Diskussionen einmischen[.

Als Mitbegründer des NLP-Forschungsnetzwerks „The International Laboratory for Mental Space Research“ (ILMSR) wird er als Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse von renommierten Medien herangezogen. Seine Untersuchung des „Phänomens Jörg Haider“ ist ein Standardwerk zur Demagogie des jüngeren österreichischen Rechtspopulismus.

Seit Oktober 2015 ist Ötsch an der Cusanus Hochschule als Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte tätig.

Forschungs- und Publikationsschwerpunkte

Hauptforschungsbereiche liegen bei der Kulturgeschichte der Wahrnehmung, des Denkens sowie des Denkens über die Wirtschaft, Bildern von Wirtschaft, Wirtschaft und Kultur, Volkswirtschaftslehre als Kulturwissenschaft sowie kommunikativen Aspekten von Gesellschaft und Politik.

In "Mythos Markt" versucht er, die Theorie der Propaganda von Hayek und Lippmann mit der neoklassischen Allgemeinen Gleichgewichtstheorie zu verbinden und die weiten Bereiche der vorherrschenden Ökonomik als neoliberales Propagandaprojekt zu beschreiben.

Über die Journalistin Nina Horaczek:

Nina Horaczek (Journalistin)Nina Horaczek (geb. 1977 in Wien) ist eine österreichische Journalistin und Publizistin. Sie ist Chefreporterin des Wiener Stadtzeitung Falter.

Horaczek studierte Politikwissenschaften. Seit dem Jahr 2000 arbeitet sie als Politredakteurin bei der Wiener Stadtzeitung Falter. Derzeit ist sie dort Chefreporterin und Koordinatorin für Reportagen. Sie veröffentlichte darüber hinaus u. a. Beiträge im jüdischen Kulturmagazin Nu und in der Wochenzeitung Die Zeit.

 

 

 

Leseproben aus dem Buch "Populismus für Anfänger"

VORWORT:

Walter Ötsch & Nina Horaczek: "Populismus für Anfänger: Anleitung zur Volksverführung"Rumpelstilzchen. So lautet das Wort, das es aus dem Deutschen in das Englische geschafft hat. Im Märchen ist das Rumpelstilzchen ein kleines Männlein, das aus Stroh Gold spinnen kann und am Ende so wütend wird, dass es sich selbst in zwei Stücke zerreißt.

Seit Donald Trump am 8. November 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, steht das Wort Rumpelstilzchen weder häufiger in den Zeitungen. Mit seinen Beleidigungen, seinen Wutanfällen und Verbalattacken erinnert der US-Präsident tatsächlich an das kleine böse Männchen, das sich im Zorn selbst zerstört.

Und überhaupt: Sind diese rechten Demagogen, die von Paris bis Wien, von Ankara bis Berlin, von Amsterdam bis Warschau im Aufwind sind, nicht alle wütende Männer (und auch Frauen), die ihren Ärger ungefiltert in die Welt herausschreien?

Die Wahrheit ist eine ganz andere. Wie bei aller rechten Demagogie basiert die Politik der Trumps, Le Pens, Straches, Höckes, Erdogans dieser Welt und wie sie alle heißen, nicht auf unkontrollierter Emotion, sondern ist das Produkt eiskalten Kalküls.

Es ist eine Art Dejä-vu: Bereits im Jahr 2000 zeigte der Kulturwissenschaftler Walter Ötsch in seinem Bestseller Haider light anhand des Phänomens Jörg Haider auf, wie rechte Demagogie funktioniert, welche Muster Demagogen verwenden, um die Massen zu instrumentalisieren. Nun, fast zwanzig Jahre später, erweist sich, dass die Namen der Demagogen sich zwar geändert haben, ihre Strategien aber immer noch dieselben sind.

Dieses Buch fußt auf den Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte. Es zeigt auf, mit welchen Tricks die Demagogen unserer Zeit arbeiten und welches Welt- und Menschenbild dahintersteht.

In diesem Buch lernen Sie, selbst zum Superdemagogen zu werden und Spaß daran zu haben, die demagogischen Codes zu entschlüsseln. Sie erfahren außerdem Gegenstrategien, was jede und jeder Einzelne, was wir alle gemeinsam gegen rechte Endzeitpropheten tun können. Denn nur wer versteht, wie Volksverführung funktioniert, ist immun gegen das Gift, das die Verführer versprühen.

In zwei Punkten haben die Demagogen von heute nämlich tatsächlich etwas mit dem Rumpelstilzchen aus dem Märchen gemein: Auch sie versprechen ihren Anhängern, Stroh zu Gold spinnen zu können. Sie spielen den Messias, der alle großen Probleme der Welt mit simplen Parolen lösen kann - während ihr nüchtern dosierter Hass dazu führt, dass es eine friedliche Gesellschaft nach und nach in zwei feindliche Teile zerreisst.

Walter Ötsch & Nina Horaczek: "Populismus für Anfänger: Anleitung zur Volksverführung"

1 ERFINDEN SIE SICH IHRE EIGENE WELT

Das Wichtigste zuerst: Wie simpel Rechtspopulisten denken

Rechtspopulismus ist alles andere als ein Geheimnis. Im Gegenteil: Rechtspopulismus ist leicht zu verstehen.

Ganz einfach: Die Politik von Rechtspopulisten beruht auf einem einzigen Grundgedanken, einem selbst gestrickten Bild der Gesellschaft. Dieses Bild ist die Basis des Rechtspopulismus.

So sieht das Bild aus: Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN. Diese beiden Gruppen braucht der Rechtspopulismus. Sonst nichts.

Muster 1: Erfinden Sie eine Gesellschaft, die aus nur zwei Gruppen besteht: den WIR und den ANDEREN.

Rechtspopulisten haben stets dieselbe Erzählung: jene von einer zutiefst gespaltenen Welt, in der zwei Gruppen gegeneinander kämpfen. Wer so eine Welt predigt, den bezeichnen wir als Demagogen.

Der Begriff Demagogie kommt aus dem Altgriechischen und leitet sich ab aus den Wörtern demos = das Volk und agögein = führen. Demagogie ist die Führung des Volkes in einem zweifachen Sinn: Erstens als Ver-Führung, eine unzufriedene Bevölkerung wird mit Verheißungen einer besseren Politik verführt.

Dies geschieht zweitens, indem Demagogen von »dem Volk« reden: Sie schaffen damit das Kunstprodukt einer gleichartigen Bevölkerung, die durch einen gemeinsamen »Volkswillen« verbunden ist.

Demagogie ist politische Verführung mit dem erfundenen Begriff »des Volkes«. Dieses »Volk« sind die WIR, sie stehen den ANDEREN gegenüber, zum Beispiel »der Elite«. Immer, wenn so ein Bild entworfen wird, sprechen wir von Demagogie.

Demagogen aller Schattierungen unterteilen die Menschen in zwei Gruppen: Die »In-Gruppe«, das sind die WIR. Die »Out-Gruppe«, das sind die ANDEREN.

Angebote für eine derart simple Botschaft gibt es viele: Deutsche gegen Flüchtlinge, US-Amerikaner gegen Mexikaner, Franzosen gegen Afrikaner, Kroaten gegen Serben, Russen gegen Tschetschenen, und überhaupt: Weiße gegen Schwarze, Arier gegen Juden, Inländer gegen Ausländer - es gibt  unzählige Beispiele für ein Denken, das weltweit Anerkennung genießt und in den letzten Jahren, auch als Reaktion auf ein Versagen traditioneller Politiken, massiv an Bedeutung gewonnen hat.

Das Bild einer zweigeteilten Gesellschaft ist das Wichtigste im Rechtspopulismus. Am besten ist das zu verstehen, wenn Sie sich in ein solches Bild hineinversetzen.

Stellen Sie sich möglichst lebhaft vor, Sie stehen gerade auf einer großen leeren Ebene. Hier gibt es nichts außer zwei Gruppen von Menschen.

Die eine Gruppe steht nahe bei Ihnen. Diese Gruppe ist hell erleuchtet und gibt Ihnen ein warmes Gefühl. Sie ist wie von einer unsichtbaren Mauer umgeben. Danach kommt ein leeres Feld und hinter diesem steht eine zweite Gruppe.

Sie sehen diese Gruppe nur dunkel. Sie spüren ein Gefühl der Verunsicherung und Angst, das sich allmählich in Hass steigert, oder noch besser, Sie empfinden sogar Ekel für die ANDEREN ...

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Rezension zum Buch "Populismus für Anfänger":

In 70 Schritten zum erfolgreichen Volksverführer. Nina Horaczek und Walter Ötsch geben in ihrem neuen Buch "Populismus für Anfänger" die perfekte Anleitung, wie man vom Stammtischgröhler zum erfolgreichen Demagogen aufsteigt.

All jene, die wissen wollen, wie man erfolgreich ein nicht vorhandenes "Volk" schafft, "WIR" und "ANDEREN" von einander trennt und selbst zum "ÜBER-WIR" aufsteigt, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

In einer sehr bildlichen Sprache - wobei mir besonders der leicht zynische Unterton gefällt - wird mit Hilfe von Beispielen und illustren Vorbildern wie Trump, Strache, Wilders usw. dargebracht, was man auf dem Weg zum erfolgreichen Populisten zu beachten hat und wie man lästige Mitbewerber, die auf Solidarität und Humanismus setzen aus dem Wege drängt.

Ob es das Verhalten bei Diskussionen, das Streuen von Gerüchten, Halbwahrheiten, Falschmeldungen, das Spalten der Gesellschaft oder das Anpatzen des politischen Konkurrenten ist, man wird Schritt für Schritt durch die Methoden der politischen Demagogie geleitet um letztendlich erfolgreich die Macht zu übernehmen

PS: Das Buch ist natürlich auch für all jene geeignet, die die Methoden verstehen möchten um zu verhindern, dass Demagogen weiter das gesellschaftliche Klima vergiften und an die Macht kommen.

Quelle: Kundenrezension von "Andy" bei Amazon

Unsere Empfehlung:

Populisten verstehen es, frustrierte Menschen hinter sich zu scharen und zu blenden, um sich nach der Machtübernahme schließlich über alle humanistischen Prinzipien eines friedlichen und gedeihlichen Zusammenlebens hinwegzusetzen. Am Ende stehen Polarisierung, eine gespaltene Gesellschaft und Ernüchterung, auch bei jenen, die in die Falle der Demagogen hineingetappt sind.

Selbst in Europa und den USA können wir derzeit politische Parteien und Bewegungen beobachten, die sich solcher demagogischen Muster bedienen. Verführer und Blender sind hier in erster Linie rechtspopulistische Gruppierungen, wie sie in vielen Staaten zum Teil beachtliche Wahlerfolge erzielen konnten.

Das Buch "Populismus für Anfänger" liefert eine allgemein verständliche Analyse der Methoden und Vorgangsweisen solcher Organisationen und ist daher bestens zur Aufklärung, Offenlegung und Bekämpfung demagogischer Methoden in allen Gesellschaftsstrukturen geeignet. Im Sinne eines Perspektivenwechsels werden die Leser/innen dazu gebracht, sich selbst in die Rolle eines Demagogen, in die Gedankenwelt aus seinen Mitteln und Zwecken hineinzuversetzen.

Das Buch ist reich an konkreten Beispielen, unterhaltsam geschrieben und auch für Jugendliche ab 14 Jahre leicht verständlich.

Ich würde dieses Buch daher dringend für den Unterricht an Schulen empfehlen. Dazu gehört natürlich vonseiten der Schulleiter/innen und Lehrer/innen auch eine gewisse Portion Mut, da Populisten jede Art der Aufklärung mit dem Hinweis auf politische Einseitigkeit unterbinden wollen.

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass sich vor allem in außereuropäischen Staaten (z.B. Lateinamerika) auch Organisationen, die von Politikwissenschaftlern dem linken Spektrum angesiedelt sind, demagogisch-populistischer Methoden bedienen.

Demagogie und Populismus sind in allen Fällen als destruktive Kräfte für jedes Gemeinwesen zu entlarven. Hier aufzuklären betrachte das als wesentliche und höchst verantwortungsvolle Aufgabe einer modernen Menschenbildung. 


Interview zum Buch "Populismus für Anfänger" von Walter Ötsch und Nina Horaczek

Veröffentlicht am 03.08.2017; Dauer: 01:56

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