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Im Auftrag des Großen Bruders

Thomas Schmidt: "Im Namen des großen Bruders"Autor: Thomas Schmidt
Format: Taschenbuch, E-Book
Seitenzahl: 223 Seiten
Verlag: AAVAA Verlag UG
Auflage: 1 (August 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3862545513

Altersempfehlung: Ab 14 Jahre, Erwachsene

 

 

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Klappentext:

Thomas Schmidt wird während und nach seiner Lehrzeit neben Industrieobjekten auch auf militärischen Vorhaben der DDR eingesetzt. Bedingung ist, dass keine Kontakte in die Bundesrepublik bestehen.

Von Abenteuerlust getrieben plant Schmidt, in die BRD auszuwandern. Er gerät in das Blickfeld der Staatssicherheit, doch sein häufiger Arbeitsstellenwechsel als hausgemachte Freiheit macht das Observieren fast unmöglich.

Schmidt leistet seinen Grundwehrdienst und studiert Bauwesen. Bald darauf erfolgt sein Einsatz auf Vorhaben mit besonderer Geheimhaltung. Es handelt sich um die Führungs- und Atombunker der Nationalen Volksarmee. Ist die Bestätigung der politischen Zuverlässigkeit ein Versehen der Stasi? ...

Was die Finanzierung dieser innerhalb des Warschauer Pakts so bedeutsamen Spezialobjekte betrifft, ist sie für das Ende der DDR-Wirtschaft mitbestimmend - die vorhandenen Baukapazitäten werden zum großen Teil für militärische Vorhaben verheizt.

Schmidt, Geheimnisträger, hängt seinen Job erneut an den Nagel. Somit greift die Staatssicherheit aktiv in sein Leben ein und der Wettlauf mit der Macht beginnt …

Über den Autor Thomas Schmidt:

Thomas Schmidt (Autor)Thomas Walter Schmidt wurde in Torgau geboren. Nach Lehrzeit und Grundwehrdienst studierte er Bauwesen. Danach war er in verschiedenen Wirtschaftszweigen tätig.

In den 1990er Jahren übte er ein Reisegewerbe aus und fuhr durch verschiedene Länder.

Schon in seiner Kindheit gehörten Schriftsteller wie Probst, Twain, Fallada und Defoe zu seinen Lieblingsautoren. Während der Lehrzeit schrieb er Geschichten und Gedichte, unter anderem für die heute nicht mehr erscheinende Zeitschrift "Junge Welt” in Berlin.

Das Schreiben für Kabaretts und Jugendsender betrieb er fortlaufend. Seine besondere Vorliebe galt dabei der Comedy.

Ab 2005 veröffentlichte er Satiren und Regionalromane sowie Texte für die Satirezeitschrift "Eulenspiegel" in Berlin.

Im Westflügel Verlag erschien sein Krimi "Der Seebestatter von Brooklyn".

Leseproben aus dem Buch "Im Auftrag des großen Bruders":

INHALTSVERZEICHNIS

  • Vorwort
  • 1. September 1963 - Beginn meiner Lehrzeit - Militärbau contra Wohnungsbau
  • Ein erster Fluchtversuch
  • Welch ein Zufall - erneut im Visier der Stasi
  • Wie der Soldat sich bettet, so schläft er!
  • An der Basis - ein Vorhaben der Luftstreitkräfte
  • Im Auftrag des Großen Bruders - Geheime Verschlusssache
  • Wettlauf mit der Macht

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VORWORT

Thomas Schmidt: "Im Namen des großen Bruders"Kein anderer Staat des ehemaligen Ostblocks war so eng mit der Sowjetunion verbunden wie die DDR. Es galt außerdem, vom Großen Binder zu lernen.

Schon in den Schulen der DDR hat man für das Bauhandwrerk geworben. Zum einen gedachte man, die Industrie der Republik voranzutreiben und zum anderen den dringenden Bedarf an Wohnungen zu sichern, doch dann wurden Bauinvestitionen für die Landesverteidigung der Republik als vorrangig deklariert.

Dazu gehörten Vorhaben der Nationalen Volksarmee, des Ministeriums für Staatssicherheit, der sowjetischen Streitkräfte und nicht zuletzt jene des Ministeriums des Innern. Um sie zu realisieren, hat man eine Arbeiterschaft benötigt, die im Sinne des Gesellschaftssystems der DDR politisch-ideologisch ausgerichtet war.

Aus Gründen der Geheimhaltung wurde die Anzahl der verantwortlichen Bearbeiter solcher Vorhaben so gering wie möglich gehalten. Dies betraf vor allem den Bau atomarer Schutzbauwrerke. Die Entscheidungen hierzu traf das Ministerium für Staatssicherheit, MfS.

Bis zum Ende der DDR verheizte man einen großen Teil der noch verfügbaren Baukapazitäten für militärische Vorhaben über und unter der Erde zum Nachteil der Wirtschaft, dann war die Administrative gezwungen, aufzugeben - der Kalte Krieg ging zu Ende.

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EIN ERSTER FLUCHTVERSUCH

Thomas Schmidt: "Im Namen des großen Bruders"... Anstatt zügig zu marschieren, trödeln wir, denn Eggebrecht ist wie ein Kind. Ständig muss er pinkeln, wohl der Aufregung wogen.

Ich glaube, ihm ist nach dem Gespräch mit Möbius oder besser gesagt, nach der Sauftour am Vorabend, die Lust zur Flucht in den Westen vergangen.

Wir nehmen uns vor, das Grenzgebiet erst nach einundzwanzig Uhr abends zu betreten. Obwohl ich daran zweifle, dass wir es überhaupt erreichen, spüre ich kein Anzeichen von Angst.

Bei Eggebrecht ist es anders. Als er Hundegebell vernimmt, macht er sich fast in die Hosen.

Ich beschimpfe ihn und bewege ihn zum Rückzug. Er läuft tatsächlich ein Stück zurück und bleibt stehen. Wütend beschleunige ich mein Tempo und hänge ihn ab.

Nach drei Kilometern Weg donnert mir eine motorisierte Grenzstreife entgegen. Sie befindet sich Gott sei Dank in einer langen Kurve. Bevor sie mich entdeckt, bin ich im Dickicht verschwunden.

Dort halte ich mich bis zwanzig Uhr auf. Als es um mich herum still ist, laufe ich weiter und beschließe, meinen Weg in Richtung Neuenhof durchs Unterholz fortzusetzen.

Und wieder ertönt Hundegebell. In diesem Moment denke ich an Möbius´ Hundedivision. Ich warte, bis es dunkel ist, dann setzte ich den Weg zur Grenze fort - das Knacken trockener Äste machte mich wahnsinnig.

Das Bellen der Hunde kommt näher und näher ...

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WELCH EIN ZUFALL - ERNEUT IM VISIER DER STASI

Thomas Schmidt: "Im Namen des großen Bruders"Erster September 1965 - es ist der Tag der Abwandelung aus vertrautem Umfeld. Ich will nicht nur Land und Leute kennenlemen. Ein weiterer Grund für den Ortswechsel ist eine schon länger währende Brieffreundschaft mit einer Dame.

Um in ihre Nähe zu gelangen, heure ich in einem Großbetrieb der Thüringischen Stadt Gera an.

Es hat den Anschein, als habe die Belegschaft schon auf mich gewartet. Auf allen Baustellen besteht akuter Arbeitskräftemangel.

Jeder Bewerber bekommt sofort einen Arbeitsvertrag. Man wird nur gefragt, ob man Dreck am Stecken hat. Damit ist gemeint, ob der jeweilige Bewerber eine saubere Kaderakte besitzt oder vorbestraft ist.

Eigentlich ist man zu wahrheitsgemäßen Angaben gezwungen, denn der neue Betrieb fordert die Personalunterlagen früher oder später an.

Heute ist mein erster Arbeitstag. Wir arbeiten in zwrei Schichten - jeweils zwölf Stunden rund um die Uhr.

„Unser Vorhaben steht im Staatsplan!“, sagt der Meister. „Also reiß dich am Riemen - von nichts kommt nichts!“

Thomas Schmidt: "Im Namen des großen Bruders"Ich befinde mich auf einem Sondervorhaben, das nach seiner Fertigstellung die Struktur in der DDR-Wirtschaft mitbestimmt.

Das Baumaterial stammt zum Teil aus Staatsreserven. Zunächst ist die Fundamentierung für einen Heizkanal vorgesehen.

Meine Arbeitsgeschwindigkeit wird von einem Kraftfahrer bestimmt, der mir mittels Transporter Frischbeton vor die Füße kippt. Der Meister beobachtet mich, denn die Arbeit ist außergewöhnlich schwer.

Das Material muss über eine Barriere in die Schalung geschippt werden. Bis kurz vor Feierabend ist die Arbeit geschafft - ich bekomme ein dickes Lob. Am nächsten Tag geht es an anderer Stelle weiter ...

Buchempfehlung zum Buch "Im Auftrag des großen Bruders":

Kaum ein anderes Buch beleuchtet die vielseitigen Facetten der Lebensbedingungen in der ehemaligen DDR besser, als Thomas Schmidts autobiografisches Werk "Im Auftrag des großen Bruders".

Die Geschichte beginnt im Jahre 1963 mit der Bauhandwerkerlehre des jungen Ich-Erzählers. Was folgt, ist eine überaus spannende und authentisch geschriebene Biografie, die einmalige Einblick in den Alltag, in die Wirtschaft sowie in die Tätigkeit der Behörden und der Staatssicherheit vermittelt.

Obwohl er häufig seinen Arbeitsplatz wechselt, wird Thomas Schmidt als Mitarbeiter bei militärischen Bauvorhaben zum Geheimnisträger, gerät aber sehr bald ins Fadenkreuz der Staatssicherheit, wird observiert und verfolgt. Und tatsächlich haben wir es bei dem Protagonisten mit einem Individualisten zu tun, der so gar nicht zum Idealbild einer eines von kollektivistischem Denken geprägten, autokratischen Gemeinwesens passt. Wir erfahren über Fluchtversuche und lernen einen Mann kennen, der Missstände sowie gravierende Mängel im DDR-System erkennt und mit seinen Meinungsäußerungen sehr oft die Grenzen des gerade noch Erlauben auslotet.

Der Protagonist ist in jenem System, das er kritisch hinterfragt, durchaus erfolgreich und leidet trotzdem über mehrere Jahrzehnte unter alle dessen Widersprüchen. In diesem Spannungsfeld von Karriere, Akzeptanz, Kritik bis hin zur Republikflucht bewegt sich die Handlung, die den Leser/innen ein differenziertes und lebendiges Bild vom Leben im "Realsozialismus" vermittelt.

Wie Thomas Schmidt dies in seinem Vorwort betont, erkennt er in den ungeheuren Ausgaben des SED-Staates für militärische Bauvorhaben eine der Hauptursachen für das Scheitern der DDR.

In der Erzählung kommen aber auch noch andere Gründe für den inneren Verfall der DDR und anderer Staaten des von der Sowjetunion dominierten Staatenbundes "COMECON" zum Vorschein: Eine Bürokratie, welche im Rahmen einer Planwirtschaft das Regelwerk von Angebot und Nachfrage steuern möchte, Unterdrückung von Meinungsfreiheit, Unterbinden von freier Kommunikation und Reisebeschränkungen. All diese Faktoren haben meines Erachtens auch ganz wesentlich dazu beigetragen, dass das ehrgeizige Projekt einer menschenwürdigen Sozialismus am Ende misslungen ist.   

Für mich ist die Lebensgeschichte des Zeitzeugen Thomas Schmidt ein historisches Dokument für viele Menschen, deren Lebensgeschichten und deren Alltag vom "Realsozialismus" geprägt waren.
Ich würde mir wünschen, dass diese authentische und spannend aufbereitete Quelle viele Leser/innen findet und auch als Klassenlektüre für den Zeitgeschichte- und Projektunterricht an Schulen ihre Verwendung finden wird.

Martin Urbanek


Pläne Pech und Pleiten Teil 1: Wirtschaft unter Ulbricht

Veröffentlicht am 18. 05. 2014; Dauer: 00:44:02

Pläne Pech und Pleiten Teil 2: Wirtschaft unter Honecker

Veröffentlicht am 18. 05. 2014; Dauer: 00:43:22

KOMMENTAR einer YouTube-Userin zu Teil 1 der Doku:

"Ich finde, dass die Aufbauleistungen In der DDR auch heute noch hier "im Westen" viel zu wenig gewürdigt werden! SED-Diktatur, Unrechtsstaat hin oder her! Es wird dabei oft vergessen, dass die Startbedingungen in der SBZ bzw. späteren DDR viel schwieriger waren als bei uns in der späteren Bundesrepublik.

Den DDR-Deutschen hat kein Marshallplan geholfen, stattdessen wurden von den Sowjets Industrieanlagen demontiert. Es wurde an Reparationsleistungen dort 'rausgeholt, was das Zeug hielt!

Das wird heutzutage nur zu oft vergessen. Und trotzdem hat es die DDR geschafft im Laufe der Jahre den höchsten Lebensstandard im Ostblock zu erreichen. Das sollten wir uns alle wenigstens ab und zu mal vor Augen führen!"

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