Autoren: Harald Lesch, Klaus Kamphausen
Format: Taschenbuch, Hardcover, E-book
Seitenanzahl: 528
Verlag: Knaur TB
Seitenanzahl: 528
Auflage: 1 (März, 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3426789407
Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
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Klappentext:
Die Lebensbedingungen auf der Erde verändern sich. Viele Arten sterben aus - und auch der Lebensraum des Menschen ist zunehmend in Gefahr.
Immer tiefere Spuren hinterlässt das Anthropozän, das Menschenzeitalter, in den letzten 2000 Jahren. Wissenschaft und Technik nehmen seit der Industrialisierung die Erde in den Griff ...
Sei es die Ausbeutung der Bodenschätze, Luft- und Wasserverschmutzung, die Klimaveränderung und Erderwärmung, Kernspaltung oder die Verschwendungssucht der Wohlstandgesellschaft - wir beuten unseren Planeten aus wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Energiehunger und globaler Konsum treiben einen zerstörerischen Kreislauf an.
Harald Lesch, Astrophysiker und Philosoph, ist aus den Weiten des Weltalls zurück. Es geht ihm jetzt um die Erde, die Heimat des Menschen, der in einer bisher nie gekannten Hybris den Ast, auf dem er sitzt, absägt.
Über die Autoren Harald Lesch und Klaus Kamphausen:
Harald Lesch, geboren 1960 in Gießen, ist Professor für Theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität München, Fachgutachter für Astrophysik bei der DFG und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft.
Einer breiteren Öffentlichkeit ist er durch die im Bayerischen Fernsehen laufende Sendereihe alpha-Centauri bekannt.
Seit September 2008 moderiert er die ZDF-Reihe Abenteuer Forschung . Er hat mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht.
Detaillierte Biografie von Harald Lesch bei Wikipedia >>>
Klaus Kamphausen, geboren 1956 in Mönchengladbach, studierte Theaterwissenschaften, Psycholinguistik und Psychologie und lebt als Dokumentarfilmer und Autor in München.
Lesprobe aus dem Buch "Die Menschheit schafft sich ab":
VORWORT
Ja, die Erde hat Mensch - und wie! Mehr als sieben Milliarden von uns tummeln sich auf ihrer Oberfläche und tun das, was uns offenbar von der Evolution in die Wiege gelegt wurde: Wir verändern unsere Welt, weil wir es können.
Inzwischen hat dieser globale, kollektive Veränderungsprozess eine Intensität und räumliche Dimension erreicht, dass man bereits ein Erdzeitalter nach uns benennt: Das Anthropozän.
Selbst in ferner Zukunft wird man nämlich unsere Spuren im Erdboden nachweisen können. Die Erdwissenschaftler der Zukunft werden dann konstatieren: Offenbar gab es einmal Lebewesen, die die Materie der Erde äußerst effizient verändern konnten.
Sie schufen künstliche Stoffe, die nicht mehr zerfielen. Sie agierten mit großen Mengen an radioaktiven Materialien. Und sie beuteten die Rohstofflager der Erde fast vollständig aus.
Außerdem reicherten sie die Atmosphäre mit großen Mengen an Kohlendioxid und Methan an, offenbar durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Und sie zerstörten durch ihre globalen Aktivitäten zu Wasser, zu Lande und in der Luft die biologische Vielfalt. Flora und Fauna wurden genauso dezimiert wie die Fruchtbarkeit der Böden.
Vielleicht werden die Forscher der Zukunft auch einzelne Objekte finden, die darauf hindeuten, dass in Mitteleuropa verschiedene Gruppierungen existiert haben müssen, eventuell religiöse Vereinigungen, deren mystische Gemeinsamkeit in der Verwendung von Plastiktüten bestand. Bemerkenswert vor allem, dass die Namen der „Götter“ zumeist nur vier Buchstaben hatten: LIDL, IKEA oder ALDI.
Gerade die Fundorte dieser Plastiktüten lassen auf eine großräumig ausgebaute Infrastruktur schließen. Gewaltige Straßennetze aus Asphalt und riesige Gebäudekomplexe aus Beton wurden als „Tempelanlagen“ genutzt, um den wichtigsten Göttern dieser Zeit zu huldigen: KONSUM und WACHSTUM.
Das alles erschließt sich aus den Funden an elektronisch gespeicherten Informationen. Dass der Planet damals offenbar von Flugzeugen umflogen und seine Meere von Kreuzfahrtschiffen und Containerriesen befahren wurden, konnte durch Ausgrabungen von Hafenanlagen und Wracks ebenfalls nachgewesen werden.
Und natürlich werden in den Eisbohrkernen der Zukunft - so es denn überhaupt noch Eis auf der Erde gibt - die Konzentrationen der Treibhausgase nachgewesen. In den ehemaligen Ballungszentren wird man auf die damalige Technologie stoßen, auf Schienen, Waggons und Lokomotiven und vielleicht auf alte Zeitungen. Darin wird zu lesen sein, dass es in einem Land namens Deutschland natürlich kein Tempolimit auf den Autobahnen geben soll.
Eine Schlagzeile verkündet: Freie Fahrt für freie Bürger. Neben diesem Artikel prangt eine Werbeanzeige für eine „Premiumlimousine“ mit mehr als 380 PS. Darunter die Zeile „Vorsprung durch Technik“.
Die Menschen der Zukunft werden den Kopf schütteln und murmeln: Was müssen das wohl für Verrückte gewesen sein - damals. Gott sei Dank ist das ja alles nur ein Hirngespinst. Wir sind schließlich kluge, aufgeklärte Europäer und wissen, was zu tun ist.
Wir werden das Kind schon schaukeln - aber lesen Sie vorher dieses Buch.
DIE WELT IST SCHON DA
Unsere Geburt konfrontiert uns mit unserer größten Herausforderung: mit der Welt, denn die ist bereits da. Und sie macht uns Schwierigkeiten. Nicht sofort, erst einmal umsorgen uns die Eltern, sie pflegen und behüten uns.
Aber dann, wenn wir in die Welt hinausgehen - und wenn es nur die allerersten kleinen Schrittchen sind - arbeitet die Welt sofort unserem Streben entgegen. Wir widerstreben der Welt, und die Welt widerstrebt uns.
Deshalb fangen wir sofort an, sie zu verändern. Wir wollen, dass die Dinge sich so verhalten, wie wir es gerne hätten.
Schon ein kleines Kind wird stinksauer, wenn nicht alles so läuft, wie es will. Und dieses Verhalten praktizieren wir fortan bis zu unserem letzten Atemzug: Wenn irgendetwas auf der Welt nicht in unserem Sinne funktioniert, wird das eben geändert.
Schon vor 500.000 Jahren hat die Menschheit begonnen, die Welt zu verändern - und sie tut es bis heute. Alles, was wir anstellen, dient dazu, unser Überleben zu sichern. Das ist Kultur, das ist die Kultivierung der Natur, das originäre Werk des Menschen.
So was wie uns hat dieser Himmelskörper noch nicht erlebt - und weis hat er nicht schon alles erlebt! Diese Spezies ist wirklich einzigartig.
Aber wie konnte es dazu kommen? Wie hat das angefangen, dass die Menschen nicht nur ihre direkte Umwelt beeinflussten, sondern sich weiter um den gesamten Globus herum ausbreiteten.
Dabei hinterließen sie nicht nur ihre Fußstapfen und andere Spuren, sie verwandelten diese Gebiete sogar so sehr, dass wir uns heute fragen müssen: War es nicht zu viel des Guten?
Bei der Beantwortung dieser Fragen werden wir sehen, dass bei allem, was Menschen in Bezug auf ihren Lebensraum taten und tun, immer eine gewisse Zweckrationalität dahintersteht.
Wir haben nie unsinnig gehandelt, weder in globalen Zusammenhängen noch im lokalen Bereich. Immer gab es gute Gründe, etwas zu tun und etwas anderes zu lassen. Und um diese Gründe wird es uns hier gehen ...
Buchempfehlung:
Begriffe, wie Miozän, Pleistozän oder Holozän, bezeichnen Abschnitte der Erdgeschichte, nicht aber der Menschheitsgeschichte. Der Terminus "Anthropozän" ("Zeitalter des Menschen") hebt daher die ganz besondere und einzigartige Dimension der Veränderungen durch die Spezies Homo für unseren Planeten hervor.
Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene Stoermer geprägt. [1]
Demnach ist der Mensch nicht nur eine beliebige Art unter Vielen. Er verleiht der Erde ein neues Antlitz, indem er zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse geworden ist.
Der Haupttitel "Die Menschheit schafft sich ab" zeigt bereits, in welche Richtung nach Auffassung der Autoren diese gestalterische Tätigkeit des Menschen geht: Am Ende werden wir uns selbst aller Existenzgrundlagen berauben und gemeinsam mit vielen anderen Arten, unseren, erdgeschichtlich betrachtet, sehr kurzen Auftritt auf der Bühne dieser Welt beenden. All das natürlich unter der Annahme, dass wir unser Verhalten nicht grundlegend ändern.
Zum Verständnis der Problematik in ihrer Tragweite skizzieren die Autoren die gesamte Entwicklung der Erde knapp und verständlich, bis hin zum heutigen Menschen und dem Umgang mit seinem Lebensraum. Dieser Umgang ist von schweren Eingriffen in die Artenvielfalt, die Atmosphäre und die Ozeane geprägt. Was die Kräfte des Universums und der Natur in Milliarden von Jahren entstehen ließen, wird nun innerhalb von Bruchteilen von Sekunden grundlegend verändert oder vernichtet. Und damit beraubt sich der Mensch seiner eigenen Lebensgrundlagen.
Der zweite Teil des Buches ist vor allem den technologischen, ideengeschichtlichen, ideologischen und ethischen Entwicklungen des Menschen gewidmet. Kurzfristig gedachtes Streben nach "Problemlösungen", nach Profitmaximierung und Kontrolle bedingt einen sorglosen und verschwenderischen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Letztendlich wird den Leser/innen in drastischer Weise vor Augen geführt, was passieren wird, wenn dieses Zerstörungswerk weiter seinen Lauf nimmt.
Die Schreibweise ist allgemein verständlich, keineswegs mit Fachausdrücken überladen. Daher ist das Buch sehr gut geeignet, breitere Leserschichten in seinen Bann zu ziehen.
Die Analyse des ISTzustandes ist überaus beunruhigend, manchen könnte sie sogar den Schlaf rauben. Aber für Verharmlosungen und Untätigkeit bleibt uns wohl nicht mehr viel Zeit!
Martin Urbanek
[1] Anthropozän - Das Zeitalter des Menschen: in National Geographic; Heft 03 / 2011.
Die Menschheit schafft sich ab -
das neue Buch von Harald Lesch
Veröffentlicht am 12.10.2016; Dauer: 21:04
„Wir sind alle Astronauten auf dem Raumschiff Erde. Wenn wir weiter so Gas geben, dann fahren wir das Ding vor die Wand,“ so drastisch und klar sieht der Astrophysiker und Naturphilosoph Prof. Dr. Harald Lesch unsere Lage im Anthropozän - dem Menschenzeitalter - dass seit 200 Jahren tiefe Spuren auf dem Planeten hinterlässt.
Wissenschaft und Technik nehmen seit der Industrialisierung die Erde in den Griff. Sei es die Ausbeutung der Bodenschätze, die Verpestung der Lufthülle, die Veränderung des Klimas, die Wasserverschmutzung, Kernspaltung oder die Wohlstandsverschwendungssucht.
Energiehunger, Bevölkerungswachstum und virtuelles Kapital treiben den zerstörerischen Kreislauf weiter an. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis raus? Harald Lesch spricht über sein neues Buch, das er zu diesem Thema zusammen mit Klaus Kamphausen geschrieben hat.
Harald Lesch: Erderwärmung bedroht Artenvielfalt | Lesung
Veröffentlicht am 14.12.2016; Dauer: 17:56
Bei einer Lesung in der Münchner Buchhandlung Hugendubel stellte Harald Lesch einige der Schwerpunktthemen aus seinem Buch „Die Menschheit schafft sich ab“, das er mit Co-Autor Klaus Kamphausen verfasst hat, vor.
Es geht um den Stand der Dinge auf dem Planeten Erde im Zeitalter des Menschen dem„ Anthropozän“. Harald Lesch schaut auf die schmelzenden Gletscher der Alpen ebenso wie nach Grönland. Der auftauende Permafrostboden der Taiga setzt das Klimagas Methan frei. Die Erwärmung der Erdatmosphäre bedroht das Leben im Meer ebenso wie auf dem Land und leitet ein Artensterben ein.
