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Die Insel in der Vogelstraße

Uri Orlev: Die Insel in der VogelstraßeAutor: Uri Orlev
Übersetzer: Mirjam Pressler
Format: Taschenbuch, gebunden
Seitenzahl: 336 Seiten
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Auflage: 10 (1998)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3473580750

Altersempfehlung: 13 bis 17 Jahre

 

 

 

 

 


Klappentext:

Ausgangspunkt des mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Buches ist das Warschauer Getto, 1943. Der elfjährige Alex kann entfliehen und sich in einer Ruine verstecken ...

Über den Inhalt:

Uri Orlev erzählt die Überlebensgeschichte eines jüdischen Jungen im Warschauer Ghetto.

Der 11-jährige Axel und seine jüdische Familie muss nach der Besatzung Polens durch die Deutschen im Warschauer Ghetto leben. Bei der Räumung des Ghettos sieht Axel, wie sein Opa abtransportiert, sein Vater zusammengeschlagen wird. Die Mutter ist schon seit Tagen verschwunden.

Axel kann als einziger dem Abtransport ins KZ entkommen und versteckt sich in dem Kellerwinkel eines verlassenen Hauses in der Vogelstraße. Hier auf seiner Insel will er den Winter über aushalten und auf seinen Vater warten. Er hat den unerschütterlichen Glauben, dass sein Vater wiederkommen wird, um ihn zu holen.

Alex muss sich monatelang allein durchschlagen. Er bekämpft den Hunger, die Angst, die Einsamkeit und die Verzweiflung mit Phantasien und der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem Vater. Er macht die Bekanntschaft mit dem Widerstandskämpfer Bolek, dem Partisanen Hanik und dem Mädchen Staschja, trifft Schmuggler und Plünderer.

Er nimmt einen verwundeten „Aufständischen" bei sich auf. Schließlich wagt Axel, durch ein Schlupfloch in der Mauer, das Ghetto zu verlassen, um Hilfe zu holen. Später findet er seinen Vater wieder. „Vater starrte mich unverwandt an. Er wandte keinen Blick von meinem Gesicht. Hatte ich mich so verändert?"

Am Beispiel eines jüdischen Jungen, der in einer Ruine versteckt im Warschauer Ghetto der Deportation entgeht, beschreibt der Autor die extremen psychischen Belastungen der Isolation: die Verzweiflung und Ängste, aber auch die Hoffnungen und Phantasien eines Jungen, der einen unbedingten Willen zum Überleben entwickeln muss.

Auszeichnungen:

  • Deutscher Jugendliteraturpreis - Auswahlliste - 1987
  • Literaturpreis der Universität Haifa; Preis der jüdischen Bibliotheken
  • Edgar-Allen-Poe-Preis
  • Soren Kragh-Jacobsen drehte 1996 den mehrfach preisgekrönten Film „Die Insel in der Vogelstraße"

(Quelle: http://www.friedenspaedagogik.de/datenbank/kjns/detail.php?id=29429)

Über den Autor:

Uri OrlevUri Orlev  ist ein polnisch-israelischer Autor von Kinder- und Jugendbüchern. Er ist einer der noch wenigen lebenden Holocaust-Zeitzeugen und gilt weltweit als einer der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchautoren.

Er wurde 1931 als Jerzy Henryk Orłowski in Warschau als Sohn jüdischer Eltern geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit Anfang der 1940er Jahre im Warschauer Ghetto. Sein Vater war Arzt und kam als Offizier der polnischen Armee in sowjetische Gefangenschaft, während seine Mutter, eine Chemikerin, von Deutschen erschossen wurde.

1943 wurde Orlev zusammen mit seinem Bruder und seiner Tante in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Nach der Befreiung durch die US-amerikanische Armee 1945 gelangten Orlev und sein Bruder als Waisen über eine Kinderhilfsorganisation erst nach Paris und anschließend im Frühherbst 1945 in das britische Mandatsgebiet Palästina, das spätere Israel.

Er lebte zwanzig Jahre lang in einem Kibbuz. 1976 schrieb Orlev erstmals für Kinder und Jugendliche und hat bis heute 31 Bücher veröffentlicht, die in 25 Sprachen übersetzt wurden. Seine Geschichten spielen meist in der Zeit des Nationalsozialismus und handeln davon, wie Jugendliche mit dessen Schrecken umgehen.

Seine bekanntesten Werke sind "Die Bleisoldaten" und "Lauf, Junge, lauf". Viele Geschichten haben autobiographische oder biographische Elemente. Daneben übersetzt er auch Bücher aus dem Polnischen ins Hebräische, u.a. von Janusz Korczak und Stanisław Lem.

Sein Buch "Die Insel in der Vogelstraße" wurde 1997 verfilmt, ebenso sein Buch "Der haarige Dienstag", das Søren Kragh-Jacobsen verfilmte. Für sein Gesamtwerk erhielt Orlev 1996 den Hans-Christian-Andersen-Preis. 1985, 1992 und 1996 wurde er mit dem Mildred L. Batchelder Award ausgezeichnet.

Die Übersetzerin:

Mirjam PresslerMirjam Pressler, geb. 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt und lebt heute als freie Autorin und Übersetzerin in Landshut. Sie veröffentlichte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, darunter die Romane "Bitterschokolade", "Novemberkatzen", "Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen" (Deutscher Jugendliteraturpreis) "Malka Mai" (Deutscher Bücherpreis), "Die Zeit der schlafenden Hunde", "Wundertütentage", "Golem stiller Bruder" und zuletzt "Nathan und seine Kinder".

Mit "Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anna Frank" schrieb sie eine eindrucksvolle Biographie von Anne Frank, deren Tagebuch sie neu übersetzt hat. Ihre Bücher wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet, für ihre "Verdienste an der deutschen Sprache" wurde sie 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille geehrt, für ihr Gesamtwerk als Autorin und Übersetzerin erhielt sie den Deutschen Bücherpreis.

Unsere Empfehlung:

Warschauer GhettoEin Junge harrt monatelang in einer alten Hausruine aus. Dabei muss er eine stattliche Anzahl an Problemen überwinden: Er muß an Essen gelangen, seine Spuren verwischen, den Nazis ausweichen und unerkannt das Ghetto verlassen, um zu einem Arzt auf der polnischen Seite zu gelangen. Einmal muss er sich sogar aus der direkten Gegenüberstellung mit einem SS-Mann retten und noch vieles andere bewältigen. All das gelingt ihm, und man glaubt es kaum, daß ein Kind, ja ein Mensch überhaupt, im Warschauer Ghetto so viel Glück haben kann.

Die "Insel in der Vogelstraße" ist ein spannend geschriebener und lehrreicher Jugendroman der für Leser/innen von 10 bis 14 Jahren absolut empfohlen werden kann. In der Erzählung erfährt man viel über das Leiden der Opfer während der NS-Zeit.

Die Lektüre macht traurig, aber ein solches Thema kann man wohl gar nicht fröhlich darstellen. Denn dafür ist das, was da vor nicht allzu langer Zeit mitten in Europa geschehen ist, viel zu grausam und es erscheint aus heutiger Sicht unfassbar!. Der Autor Uri Olrlev hat das Warschauer Ghetto und den Holocaust als jüdisches Kind am eigenen Leib erleiden müssen. Danach hat er seine Erlebnisse als Zeitzeuge in eindringlichen Büchern verewigt.

Der Roman ist ein weiteres spannendes Werk von Uri Orlev zum Themenkomplex Rassenantisemitismus und Holocaust. Für Jugendliche ist es auch als Klassenlektüre im Unterricht vorzüglich geeignet!

Christin Adlaßnig und Martin Urbanek


Trailer: "Die Insel in der Vogelstraße" (The Island on Bird Street)
(Spielfilm über das Leben im Warschauer Ghetto.)

DK 1997; Regie: Søren Kragh-Jacobsen; Darsteller: James Bolam, Sian Nicola Liquorish, Jordan Kiziuk ... Dauer der Vollversion: 107 Minuten

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